Kurz vorm 1. Mai beginnen bereits die ersten Demonstrationen und Veranstaltungen. Bereits drei Straßenzüge bevor man die Demonstranten erreicht, kündigen sich die lautstark an. Nachdem wir die Veranstaltung passiert haben, schlendern wir noch ein wenig über die Einkaufsmeile. Es ist enorm wie oft man hört „cambio, cambio“. Hier hat man jede Möglichkeit „harte Währungen“ zu tauschen. Soviel Geld kann man gar nicht dabei haben wie man hier tauschen könnte ;). Unter anderem kommt es am 30. April zum Streik - hauptsächlich die öffentliche Bereiche betreffend. Dies bedeutet dass z.B. der Müll nicht abgeholt wurde… es ist Wahnsinn wie schnell sich Unmengen an Müll angesammelt haben.
Zum Stadtbild gehören die sogenannten Cartoneros - Papier- und Müllsammler. Diese Cartoneros wohnen hauptsächlich in den Außenvierteln der Metropole und streifen ab den frühen Abendstunden sowie Nachts durch die Stadt. Dabei sind sie auf der Suche nach verwertbarem Müll - vor allem Papier und Pappe sind ihr Ziel. Durch den Weiterverkauf des Mülls bestreiten sie ihren Lebensunterhalt. Immer wieder sieht man wie die Cartoneros die riesigen Mülltonnen durchwühlen oder auch mit riesigen weißen Säcken durch die Straßen ziehen. Da wird einem der Unterschied zwischen Reich und Arm mehr als deutlich. Und in diesem Fall meinen wir mit Reich eher „Normal“… denn wir können uns einfach nicht vorstellen, dass man seinen Lebensunterhalt auf diese Art und Weise verdienen muss.
Nicht fehlen darf bei einem Buenos Aires Besuch natürlich das Viertel „La Boca“ mit seinen bunten Häusern. Wobei sich der Besuch mehr oder weniger eigentlich auf das Sträßchen „Caminito“ und noch zwei drei Straßen in unmittelbarer Umgebung eingrenzt. In sämtlichen Reiseführern oder Berichten über Buenos Aires trifft man auf Fotos der farbenfrohen Wellblechhäuser. Die Häuser beherbergen von Restaurants bis zu kitschigen Souvenirshops so ziemlich alles im Erdgeschoss. In den Restaurants gibt es auch meist eine kleine Tanzfläche auf der Außenterrasse, welche von einem Tango tanzenden Paar genutzt wird, welches Gäste anlocken soll. Ebenso wird direkt auf der Straße zum Tango gebeten bzw. man hat die Möglichkeit sich mit den Tangotänzern und -tänzerinnen ablichten zu lassen. Damit man fürs Foto auch stilecht gekleidet ist, werden Hut, Sakko und das kleine Schwarze auf einem Kleiderständer bereitgehalten.
In den 1870er Jahren zogen viele Argentinier in den wenig bevölkerten Norden der Stadt, da es im Süden von Buenos Aires zu einer Gelbfieber-Epidemie gekommen war. Die leer stehenden Gebäude wurden hauptsächlich an italienische Immigranten vermietet, da im Hafenviertel von La Boca für viele europäische Einwanderer ihr neues Leben in Argentinien begann. Unter anderem versuchten die neuen Einwohner von La Boca durch das Hissen der genuesischen Flagge im Jahr 1882 sich von Argentinien zu lösen und die unabhängige Republik „La Boca“ zu gründen. Dies wurde aber vom damaligen argentinischen Präsidenten recht schnell unterbunden.
Da die Wellblechhäuser mehr oder weniger in eintönigem Grau daherkamen, beschlossen die Immigranten, dass es Zeit wäre diese zu verschönern und nutzten hierfür die übrig gebliebenen Farben aus dem Schiffsbau. Da es sich dabei aber immer nur um Reste der Farben handelte, reichten diese nie aus um ein Haus komplett zu bemalen, somit erhielten die Wellblechhäuser ihren kunterbunten Anstrich, welcher heute die Touristen anzieht. Damit hat sich der Caminito in La Boca zu einem absolut fotogenen Freilichtmuseum entwickelt. Allerdings muss man ehrlicherweise anmerken, dass man dieses „Freilichtmuseum“ in mehr oder weniger einer Stunde komplett gesehen hat, was aber dem Charme nicht entgegensteht.
wenn die Farbe nicht reicht, nimmt man einfach die nächste und streicht damit weiter...