Am Nachmittag kommen dann auch Katrin & Hans-Jürgen und unsere gemeinsamen Tage in Montevideo & Buenos Aires beginnen. Wir stolpern aber schon über die erste Hürde - es ist alles andere als einfach ein Restaurant für den Abend zu finden, da die meisten Restaurants geschlossen haben. Es ist Semana Santa, welche hier Semana de Turismo genannt wird und bei uns als Karwoche bekannt ist… mit dem kleinen Unterschied, dass es bei uns daheim in dieser Woche sicher nie schwierig werden wird ein geöffnetes Restaurant zu finden. Aber ums Eck von unserem Hotel finden wir eine Pizzeria und wir bestellen auch gleich einen Tisch. Als wir dann Pizza ordern, weist uns unser Kellner darauf hin, dass diese sehr groß und für zwei Personen sind. Wir können ihn aber überzeugen, dass wir trotzdem pro Person eine Pizza wollen. Nur Hans entscheidet sich für ein Fleischgericht. Katrin stellt dann fest, dass unser Kellner nun in seinen Augen eine Bestellung für 7 Personen aufgenommen hat, aber nur vier Stühle besetzt sind ;). Die Pizza kommt und ist - wer hätte es gedacht - eine Pizza in normaler Größe. Sie ist total lecker und wir essen alle brav auf, so dass kein Krümel mehr über bleibt. Als unser Kellner dann zum abräumen kommt, ist er sprachlos und sagt, dass er nix mehr sagt ;)… das hat ihn echt platt gemacht, dass wir alle unsere Pizza gegessen haben wo sie doch jeweils für zwei Personen war ;)… Er warnt deutsche Besucher sicher nicht mehr vor zu großen Pizzen oder vielleicht gelten wir in seinen Augen auch einfach nur als „verfressen“ ;) …
Wir versuchen weiterhin Montevideo ein wenig zu erkunden was uns aber auch zu viert nicht so recht gelingen will - die Stadt ist und bleibt wie ausgestorben, Cafés und Restaurants haben überwiegend geschlossen und viele Häuser wirken irgendwie abbruchreif… so klangvoll der Name der uruguayischen Hauptstadt auch sein mag, so nichts sagend ist diese Stadt selbst … Schade, denn es gäbe Potential!
Vom Hotel aus erkunden wir die Stadt Montevideo und haben das Gefühl im falschen Film zu sein. Wir müssen uns immer wieder klar machen „wir sind in Montevideo“ … um das Gefühl, dass man sich in einer Geisterstadt bewegt abzuschütteln. Wir sind eher enttäuscht von der Stadt, da vieles geschlossen ist, die Gebäude oftmals heruntergekommen aussehen und irgendwie der Flair fehlt. Es gibt ein paar tolle architektonische alte Gebäude, aber die sind in der Minderheit und oftmals werden sie auch nicht wirklich erhalten.
Sandra besucht noch den Palacio Salvo - ein oder vielleicht auch das Wahrzeichen Montevideos, welches aber nicht einmal auf dem Stadtplan der Touristen-Info vermerkt ist. In einer kleinen Führung geht es in den 25. Stock des Gebäudes und man bekommt einen schönen Überblick über die Stadt. Wir sind nur zu zweit - ein Australier & Sandra, so gibt es mehr oder weniger eine Privatführung. Die drei Brüder Salvo sind Ende des 19. Jahrhunderts von Italien nach Montevideo ausgewandert und haben sich über eine Schneiderei und den dadurch entstandenen Textilhandel ein kleines Imperium aufgebaut und sind so zu Reichtum gekommen. An der Stelle des Palacio Salvo stand zu dieser Zeit das Café La Giralda, in welchem der „el tango de los tangos“ = der „Tango der Tangos“ „La Cumparsita“ (der kleine Straßenzug) geschrieben wurde. 1919 kauften die Brüder Salvo das Grundstück und beauftragten den Architekt Mario Palanti mit dem Bau des Palacio. Als Vorbild stand der etwas kleinere in Buenos Aires stehende Palacio Barolo, welcher vom selben Architekten entworfen wurde. 1922 wurde das ursprüngliche Café abgerissen und 1923 wurde mit dem Bau des Palacio Salvo begonnen. Innerhalb von 5 Jahren wurde der Bau vollendet und 1928 das hier entstandene Luxushotel eingeweiht. Der ursprüngliche Bau sollt deutlich niedriger ausfallen, aber die Gebrüder Salvo wollten das höchste Gebäude Südamerikas errichten, so dass noch ein paar Etagen mehr empor gebaut wurden… natürlich ohne die erforderlichen Genehmigungen ;). Bis 1935 war das Gebäude dann auch mit 105 Metern das Höchste Gebäude Südamerikas. Ende der Dreißiger Jahre/Anfang der Vierziger Jahre gab es dann immer mehr Liquiditäts-Probleme, da das Luxus-Hotel zu wenig Zimmer vermieten konnte und der Tourismus generell sehr überschaubar war. Zu dieser Zeit beschlossen die Brüder einzelne Zimmer als Appartements zu verkaufen und so ihre Liquidität wieder herzustellen und das Gebäude damit aber auch zu retten und nicht dem Verfall preiszugeben. Als letztes war noch die dritte Etage als Hotel aktiv, bevor auch diese zu Wohnungen umfunktioniert wurde. Derzeit gibt es ca. 450 Wohnungen im Palacio Salvo mit ca. 1.500 Bewohnern. Man kann den Palacio Salvo auch nur im Rahmen einer Führung besuchen, was aber vollkommen verständlich ist, da wir ja auch nicht „Hinz und Kunz“ durch unsere Haus traben lassen wollten ;). Interessant war noch eine der Theorien zur Namensgebung von Montevideo zu hören. Südlich des Palacio Salvo sieht man die höchste Erhebung Montevideos einen Hügel mit ca. 180m Höhe. Als die Portugiesen von Osten nach Westen kommend diesen Hügel erreichten war dies der sechste Hügel. MONTE steht für den Hügel VI ist die römische Zahl für sechs und DEO steht als Abkürzung für den Weg von Ost nach West was auf Spanisch „De Este a Oeste“ heißt. Ob diese Theorie der Namensgebung nur eine Theorie ist oder die Wahrheit - keine Ahnung, aber eine nette Anekdote ist es auf jeden Fall. Wenn es schon sonst nicht viel von Montevideo zu berichten gibt, dann doch wenigstens so etwas.
Mittags verabreden wir uns noch mit Daniel zu einer Parilla - allerdings kann das uruguayische Rind genausowenig bei uns punkten wie das argentinische… wir haben es mehrfach versucht und suchen einfach noch das hochgelobte Rindfleisch… aber lustig hatten wir es!!!
für sieben Personen bestellt - zu viert satt geworden ;)