Fazit Kolumbien:
Wir hatten bereits im Vorfeld wahnsinnig viel positives über Kolumbien gehört und können dies eins zu eins bestätigen. Obwohl Kolumbien als sogenanntes Dritte-Welt-Land eingestuft ist, können wir dies absolut nicht so empfinden. Klar, man wird auch mit Armut und nicht so schönen Ortschaften konfrontiert, aber der Großteil unserer Erfahrung ist, dass wir uns in einem weit entwickeltem Land befanden.
Extrem auffallend fanden wir die Sportlichkeit der Kolumbianer. Es gibt nur wenig übergewichtige Menschen, dafür aber überproportional viele Radfahrer und Radfahrerinnen. Wir bewegten uns oft zwischen zweitausend und dreitausend Meter Höhe und die Radler kamen uns hier locker flockig entgegen und mussten anscheinend nicht einmal schnaufen… man merkt, dass sie die Höhe gewöhnt sind. Am Wochenende haben die Radfahrer auf den Straßen auch Vorfahrt und man muss manchmal etwas länger warten bis man in eine Straße einbiegen kann, da es eine Weile braucht bis alle Radfahrer durch sind. Einfach enorm!
Der Verkehr ist allerdings heftig auf Kolumbiens Straßen. Da man immer wieder die Andenzüge zu erklimmen oder herabzufahren hat und diese Strecken sehr kurvig sind, muss man Zeit und Geduld mitbringen. Allerdings kommt man nicht drum herum ebenso wie die Kolumbianer waghalsige Überholmanöver zu starten. Ansonsten käme man gar nicht vorwärts, da die LKW’s sich oftmals mit 10 bis 15 Stundenkilometer durch die Berge bewegen… Dazu kommt, dass die Blinker hier wieder einmal komplett anders eingesetzt werden wie wir es kennen… manchmal wird geblinkt, manchmal auch nicht, dann wird mal wieder die Warnblinkanlage eingeschaltet und wenn es um das eigentliche Abbiegen geht, winkt der Fahrer oder Beifahrer einfach zum Fenster hinaus - wozu der Blinker also eigentlich da ist, entzieht sich unserer Kenntnis ;). Überlandbusse haben auch immer wieder Überraschungsmomente parat… erst überholen sie wie wild, damit im nächsten Moment der Beifahrer des Busfahrers halb aus der Tür hängt um winkend anzuzeigen, dass der Bus JETZT - und keinesfalls später - mit einer Vollbremsung hält… Wir waren auf jeden Fall immer wieder froh gesund am Tagesziel angekommen zu sein! Erstaunt waren wir hingegen von der Fahrweise in den Städten. Da haben wir innerhalb der letzten Monate schon einiges heftiges erlebt. Hier in Kolumbien ist die Fahrweise in den Städten fast vorausschauend zu nennen, allerdings mit einer großen Ausnahme. Diese Ausnahme sind die Millionen Mopeds, welche rechts und links an einem vorbeischießen. Wenn sie könnten, würden sie auch noch übers Auto und untendrunter entlangfahren… dazu sitzen mal mehr und mal weniger auf den Mopeds - immerhin alle mit Helm, wenn auch manchmal nur in der Hand. Für uns sind die Mopedfahrer alle lebensmüde und wir sind immer wieder froh wenn nichts passiert.
Kolumbien war bisher das teuerste Land in Sachen Maut... insgesamt haben wir in Kolumbien knapp 300.000 Peso Maut bezahlt, was in etwa 90 EUR entspricht. Oftmals hatten wir das Gefühl, dass man umso öfter Maut zahlen musste desto schlechter die Straße war... wir nannten es irgendwann "Vergnügungssteuer"... Auch hat sich uns nicht erschlossen ob man für die bereits gefahrenen Kilometer zahlt oder um die vor einem liegenen... Aber immerhin lagen wir mit unserem Iveco immer in der Fahrzeug-Kategorie 1... es hätte also auch teurer werden können ;). Und an der letzten Mautstelle kurz vor Pasto waren Fahrzeuge der Kategorie 1 tatsächlich kostenfrei - es gibt doch auch positive Überraschungen.
Die Vielfältigkeit dieses Landes ist enorm - von der Karibik in die Berge und wieder hinunter in Flusstäler, man muss dieses Land bereisen um dies alles zusammen in einem Land vereint zu sehen. Cartagena an der Karibik sprüht vor Energie, Villa de Leyva besticht durch seinen Charme, die Berge erstrahlen in einem grün, welches man so noch nicht gesehen hat, da die Luft enorm rein und klar ist. Wir können es gar nicht wirklich beschreiben, für uns war es einfach toll zu erleben!
Ebenfalls auffallend war für uns die Sauberkeit. Man findet selten Müll am Straßenrand und es wird darauf geachtet, dass alles gepflegt wird! Die Straßengräben werden mit Freischneidern geschnitten, die Regenrinnen (auch entlang der Highways) werden regelmäßig gesäubert und man hat das Gefühl den Kolumbianern ist diese Sauberkeit wichtig, was uns riesig freut!
Am meisten beeindruckte uns die Fröhlichkeit und die Ausstrahlung der Kolumbianer. Wir fühlten uns immer und überall willkommen. Die Kolumbianer wirken einfach nur glücklich und zeigen dies durch ihre offene Herzlichkeit! Ganz besonders beeindruckend finden wir dies nach den vielen Jahren der Unterdrückung und Gewalt in Kolumbien. Diese Ausstrahlung muss man erst einmal bewahren! Wir wurden oft eingeladen und willkommen geheißen. Auch die Polizeikontakte waren enorm. Bei normalen Kontrollen wurden wir erst einmal mit Handschlag begrüßt um dann ein wenig zu plaudern und vielleicht die Papiere anzuschauen. Danach wurden wir mit Handschlag wieder verabschiedet und mit Hinweisen zur nächsten Etappe versorgt. Auch kamen die Polizisten gern bei uns vorbei - einfach um einen Plausch zu halten und aus Interesse vielleicht einen Blick ins Fahrzeug zu werfen. Ein obligatorisches Foto war dann jeweils selbstverständlich. Und jedesmal wurden wir von der Polizei gefragt ob wir jemals Probleme mit ihren Kollegen gehabt hätten, was wir glücklicherweise immer verneinen konnten. Man merkt, dass die Polizisten stolz sind und den Ruf über korrupte Polizisten wollen sie definitiv der Vergangenheit angehören lassen! Je weiter man gen Süden in Kolumbien kommt, desto mehr Militär sieht man am Straßenrand, welche mit dem Daumen hoch jeweils signalisieren, dass die vorausliegende Stecke sicher ist. Diese Methode der Kommunikation stammt noch aus der Zeit der Guerilla- und FARC-Kämpfe um auch heute noch mitzuteilen, dass die Gegend vom Militär überwacht wird und sicher ist. Alles in allem können wir nur sagen, dass wir in einem wunderschönen Land mit tollen Menschen reisen durften und einfach nur beeindruckt sind! Wir können jedem nur empfehlen Kolumbien einen Besuch abzustatten - es lohnt sich auf jeden Fall!