Um in den Bundesstaat „Estados Mexico“ sowie in die Hauptstadt „Ciudad de Mexico“ mit dem eigenen Fahrzeug zu fahren, bedarf es ein wenig der Planung… Die Hauptstadt an sich interessiert uns aktuell nicht wirklich, da wir uns mit Luke hier nicht durchquälen möchten, aber in den gleichnamigen Bundesstaat möchten wir - in welchem die gleichen Regelungen wie in der Hauptstadt gelten. Hier gibt es einen sogenannten „Hoy no circula“-Tag. Dies bedeutet, dass anhand der letzten Nummer des Nummernschildes bestimmt wird, welche Fahrzeuge „heute“ nicht fahren dürfen. Da unser Kennzeichen mit einer „0“ endet, trifft uns das Fahrverbot Freitags. Dazu kommt, dass Samstags ausländische Fahrzeuge generell nicht fahren dürfen, somit sind wir Freitags und Samstags „lahm gelegt“… Wir müssen auf einmal wieder auf Wochentage achten ;). Des weiteren dürfen Touristenfahrzeuge an den Fahrtagen generell nicht zwischen 5 und 11 Uhr morgens fahren. Zugegeben: das Fahrverbot morgens um 5 tangiert uns weniger, aber oftmals sind wir zwischen 9 und 10 Uhr auf der Straße - das sollten wir hier möglichst vermeiden, damit man einem Gesetzeshüter nicht in die offenen Hände fährt ;)
Da wir mittlerweile Sonntag haben und in Pachuca erst noch ein paar Einkäufe erledigen, kommen wir spät genug für die Fahrverbots-Regelungen los und haben eine angenehme Etappe von lediglich 60 Kilometern. Unterwegs sehen wir (auf der Autobahn) jede Menge Radfahrer und auch geschmückte Begleitfahrzeuge. Diese sind auf dem Weg Richtung Mexico Stadt, da wir uns dem 12. Dezember nähern. Der 12. Dezember ist einer der höchsten religiösen Feiertage Mexicos - der „Día de la Virgen de Guadelupe“ (Tag der Jungfrau von Guadelupe). Bei der Jungfrau von Guadelupe handelt es sich um Mexicos Schutzheilige. Für Millionen von Mexikanern ist daher die Basílica de Guadelupe in Mexico-Stadt das Pilgerziel dieses Tages.
Unser Ziel ist Teotihuacán - die größte Pyramidenanlage Mexikos. Über die Bewohner der Anlage ist so gut wie nichts bekannt. Bereits die Azteken fanden die Anlage zerstört und verlassen vor. Der Name des Ortes bedeutet „Ort, an dem die Menschen zu Göttern wurden“. Zu ihrer Blütezeit beherbergte Teotihuacán 100.000 bis 150.000 Einwohner.
Da wir die Anlage von Teotihuacán möglichst menschenleer erleben möchten, sind wir bereits gegen 7.30 Uhr unterwegs. Wir sind die ersten, die auf die Sonnenpyramide an diesem Morgen steigen. Von hier aus kann man sich einen hervorragenden Überblick über die Anlage verschaffen. Allerdings kommt man am Morgen schon ganz ordentlich ins Schnaufen beim Erklimmen der Sonnenpyramide. Insgesamt geht es über 234 Stufen 67 Höhenmeter hinauf. Da wir uns hier in Teotihuacán auf knapp 2.300 Metern Höhe befinden, wird die Luft etwas dünn. Die Bauweise ist enorm. Steht man oben nicht direkt an den Stufen der Pyramide, hat man das Gefühl, dass es senkrecht bergab geht - allerdings ist es auch sonst ordentlich steil ;).
Während wir auf der Sonnenpyramide stehen, beobachten wir die Heißluft-Ballons um uns herum, welche die Aussicht von oben genießen. Es ist absolut beeindruckend die Ballons über der Anlage schweben zu sehen.
Die Erbauer der Sonnenpyramide in Teotihuacán hatten genaueste Kenntnisse über den Sonnenverlauf. An den Tagen der Tagundnachtgleiche am 21. März sowie am 23. September steht die Sonne senkrecht über der Sonnenpyramide. Diese Tage werden von vielen Mexikanern zu einer zeremoniellen Besteigung der Sonnenpyramide genutzt. Die Pyramide überträgt einem Mythos zufolge an diesem Tag einen Teil ihrer Solarenergie auf alle, die die Sonnenpyramide besteigen.
Nachdem wir wieder am Fuße der Sonnenpyramide angekommen sind, führt uns unser nächster Weg zur Mond-Pyramide. Diese ist etwa 2/3 so hoch wie die Sonnenpyramide. Allerdings darf man die Mond-Pyramide heute lediglich bis zur Hälfte besteigen. Von hier bietet sich ein imposanter Ausblick über die Camino de los Muertos nach Süden und über die gesamte Länge der Anlage.