ein lachendes und ein weinendes Auge
Zurück in Lake Louis ging es dann mit großen Schritten Richtung US - Grenze. Aber zuerst hatten wir noch einen Termin in Canmore beim Tierarzt. Die zweite Impfung für Luke war fällig. Nachdem dies alles gut überstanden war, wählten wir eine der Back-Roads um nach Süden zu fahren. Die Strecke war gut gewählt - wir waren allein mit uns ;) unterwegs und genossen noch einmal herrliche Aussichten. Sobald wir die Rocky Mountains hinter uns gelassen hatten, kamen wir in die Prärie. Eine vollkommen andere Landschaftsform als das bisher gesehene. Während wir so vor uns hincruisen, springt auf einmal „Meister Petz“ über die Straße. Damit hatten wir nun nicht mehr gerechnet, dass uns tatsächlich ein Bär von Kanada verabschiedet.
Unser letzter kanadischer Anlaufpunkt war der Waterton Nationalpark, welcher uns total überraschte. Da bleibt nur die Aussage „klein, aber fein“ … Leider waren auch hier die „End of Season“-Schilder angebracht, aber die Lage und die Aussichten waren einmalig. Allerdings der stürmische Wind auch ;). Auf der Suche nach einem Nachtplatz kamen wir dann noch an einer riesigen Herde Wapitis vorbei. Einzeln sind diese Tiere bereits imposant, aber in der Herde kann man das Gefühl kaum beschreiben. Wir haben bis in die Dämmerung die Zeit genutzt die Tiere zu beobachten und mussten uns dann fast sputen, damit wir unseren Nachtplatz noch vor der Dunkelheit beziehen konnten.
Damit hatten wir unseren letzten Kanada-Punkt erreicht und reisten mit einem weinenden und einem lachenden Auge am folgenden Tag in die „Lower 48“ der USA ein. Das lachende Auge freut sich auf diesen neuen Reiseabschnitt. Das weinende Auge sagt aber, „schade, dass unsere Kanada-Zeit“ bereits vorüber ist“. Wir haben insgesamt knapp 4 Monate in Kanada verbracht und es war für uns eine tolle Zeit! Es ist enorm mit wieviel Kanadiern wir ins Gespräch kamen. Wir fühlten uns immer wohl und sicher und werden sicher wiederkommen. Denn trotz der Zeit, die wir in diesem tollen Land verbringen durften, gibt es noch wahnsinnig viel zu entdecken!
Was uns extrem aufgefallen ist in den kanadischen Rockies - zu jeder Saison findet man andere Nationen als Touristen hier. Im Frühjahr sind es mehr die Europäer, im Sommer die Kanadier und Amerikaner und im Herbst/Winter die Asiaten. Und wie immer wenn eine Nation in Massen auftritt, wird es unangenehm! Bei vielen asiatischen Touristen erleben wir eine Rücksichtslosigkeit, die wir als unangenehm empfinden. Wir machen meist einen großen Bogen wenn wir die entsprechenden Busse anrollen sehen! Es werden jeweils die Ellenbogen zum Einsatz gebracht, wo es nicht notwendig ist und es wird nach dem Motto „Hoppla, hier bin ich“ gereist… Interessant finden wir, dass immer ca. 25% - 30% der Asiaten mit Mundschutz unterwegs sind. Eine klarere Luft wie hier in den Rockies findet man eigentlich kaum … aber ganz klar „andere Länder, andere Sitten!“
Mittlerweile hatten wir uns entschieden noch einmal zu der Fish Hatchery zu fahren. Allerdings wollten wir dies als eben „nur schnell mal hin und zurück-Tour“ machen, wofür wir unseren Iveco nicht plagen wollten. Also haben wir spontan über den ADAC einen Leihwagen gebucht (zum halben Preis als wenn wir hier Vorort gebucht hätten).
Bis zu unserem geplanten „Kurztrip“ hatten wir aber noch ein paar Tage Zeit also beschlossen wir unseren Calgary-Besuch vorzuziehen. Wir kamen mal wieder gegen 18 Uhr an einer der Malls (Einkaufszentren) an und waren schon guter Dinge, dass wir wieder Geld sparen könnten, da sowieso gleich alles schließen würde. Diese Erfahrung hatten wir ja schon mehrfach gemacht… Hier in Calgary war aber um 18 Uhr noch nicht Schluß… wir haben es an unserem Ausgabeverhalten auch gemerkt ;) … und uns mit warmen Winterschuhen und Winterjacken eingedeckt…
Calgary selbst fanden wir nicht so richtig spannend, da gefällt uns Vancouver eindeutig besser. Allerdings muss man auch sagen, dass trotz tollem Wetter der Wind durch die Häuserschluchten fegte und so das Sightseeing nicht unbedingt zum Vergnügen wurde…
Für uns ging es nun zurück nach Lake Louis. Hier haben wir unseren Mietwagen übernommen und sind eben mal schnell 1.450 Kilometer in zwei Tagen wieder nach Westen und zurück gedüst… Obwohl wir damit zum Höhepunkt der Lachs-Rückwanderung wieder am Spawning Channel waren, gab es nur wenige Lachse zu sehen. Wir kamen dann auch mit Einheimischen ins Gespräch, welche für das Desaster ihre Theorie haben. Wahrscheinlich wird der Lachs vor der Küste von den Trawlern überfischt. Das Nicht-Zurückkommen der Lachse hat ja auch eine Folge für die zukünftigen Lachs-Generationen. Der Lachs, der aber zurück war, hat uns noch einmal gezeigt wie bewundernswert unsere Natur ist. Es ist enorm welchen Kraftaufwand die Lachse aufbringen um an den Platz ihrer Geburt zurückzukommen. Sie springen regelrecht Treppen hoch und verausgaben sich bis zum Letzten um ihr Ziel zu erreichen.
In der Region um Harrison Mills gibt es noch weitere Natur-Highlights. Hier ist eine der Regionen, in denen die Bald Eagle (Weißkopfseeadler) überwintern. Leider war auch dies noch nicht der richtige Zeitpunkt, aber die ersten Bald Eagle waren bereits da. Es ist ein besonderes Erlebnis diese majestätischen Vögel in Gruppen auf den Bäumen sitzen zu sehen. Einzeln sind sie bereits gigantisch, aber wenn dann auf einem Baum 6 oder 7 dieser tollen Vögel sitzen, ist das schon eine andere Hausnummer. Im November müssen dann jeweils 30 bis 40 dieser Vögel auf jedem Baum sitzen, aber so lang wollten wir dann doch nicht in der Kälte ausharren…
Vor sechs Jahren hatte sich der Mount Robson in Nebel gehüllt, so dass wir uns riesig über den Anblick des höchsten kanadischen Berges freuten. Wir kamen dann auch noch mit einer deutschen Reisegruppe ins Gespräch, welche Kanada deutlich schneller als wir bereisten. Es war eine tolle Truppe - wir haben den Plausch echt genossen!
Gegen Mittag zog der Mount Robson wieder etwas zu, so dass wir uns auf den Weg nach Jasper machten. Und dann entdeckten wir doch tatsächlich zwei kanadische Elche, die nicht mit einem Satz im Wald verschwanden… ;)
Auf dem Weg zu unserem heutigen Übernachtungsplatz beobachteten wir noch die Wapiti-Hirsche, die genüßlich ihr Spät-Nachmittags-Schläfchen abhielten.
Der nächste Morgen weckte uns zwar mit frostigen Temperaturen, aber mit einer tollen Spiegelung des Pyramide-Mountain im gleichnamigen See. Wir waren hin und weg von dem Sonnenaufgang und hatten die Aussicht fast für uns allein. Da das Wetter für die nächsten Tage traumhaft angesagt war, machten wir uns langsam auf die Reifen Richtung Süden. Und dann kamen Weihnachtsgefühle im Oktober auf - blauer Himmel, Sonnenschein, die Berge & Wälder mit Schnee bedeckt … einfach nur schön, wenn auch frostig. Nachts hatten wir unsere MINUS 15 Grad. Da waren wir froh um unsere Heizung!
In Lake Louis trafen wir frühmorgens noch auf einen hessischen Toyota. Da wir die Besatzung aber nicht wecken wollten, haben wir nur einen Zettel an die Windschutzscheibe geheftet. So kam bis jetzt ein super netter Email-Kontakt mit Kati & Till zustande und wir hoffen noch darauf die Beiden persönlich kennen zu lernen. Die Chancen stehen gut, da wir im Groben die gleiche Richtung haben…
Winter im Oktober!?!?
10. bis 20. Oktober 2016
Unser nächstes Ziel waren noch einmal die kanadischen Rocky Mountains. Wir hatten beschlossen, dass wir nach dem Frühjahrs- und dem Sommerkleid die Nationalparks auch gern noch im Wintermantel betrachten wollten. So ging es für uns über den Manning Provincial Park und Kamloops wieder Richtung Nord-Osten. Wir wollten über den Mount Robson nach Jasper fahren. Unterwegs holte uns dann auch bereits der erste Schnee ein.
frostige Temperaturen, aber Traumwetter
jede Saison hat andere Touristen